Römisches Gewerbegebiet und Schiffsanlegestelle in Murr a. d. M.

Allgemein: In Erinnerung an die römische Vergangenheit von Murr hat man hier, in der Nähe des gleichnamigen Flüsschens eine Informationstafel und Kopien zweier römischer Weihesteine aufgestellt, welche hier und etwas flussabwärts gefunden wurden. Leider ist von der eigentlichen Siedlung nur noch wenig erhalten. Das meiste wurde durch intensiven Kies und Lehm Abbau zerstört und die heutige Überbauung hat dem Ganzen vermutlich den Rest gegeben.

Die "Überreste" des Vicus Murrensis.

Der Weihestein des Urbicus ( Kopie )
Vicus Murrensis: Der römische Vicus dürfte zeitgleich mit dem Bau des Kastells Benningen entstanden sein und beschränkte sich zu diesem Zeitpunkt noch auf die westliche Seite des Neckars. Erst als die Grenze um 145 n. Chr. vorverlegt wurde vollzog sich damit auch die Erweiterung des Ortes, entlang der Murr in Richtung Nordosten und nach Osten, in den Bereich des heutigen Marbach. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte die Bedeutung des Ortes als Handelsknotenpunkt erheblich gestiegen sein. Dass die Murr und der Neckar wichtige Handelsstrassen waren und sich Schifffahrt hier eine bedeutende Stellung einnahm, wird auch anhand eines Weihesteins deutlich, welcher 1779 nahe dem Zusammenfluss beider Flüsse gefunden wurde ( oben rechts ):
PRO SAL(ute) IMP(eratoris) / GEN(io) NAVT(arvm) / G(aivs) IVL(ivs) VRBICVS / D(aedit) D(edicavit) / V(otvm) S(olvit) L(ibens) L(aetvs) M(erito).
Übersetzung: Zum Wohl des Kaisers und dem Genius der Schiffer, von Gaius Julius Urbicus geschenkt und geweiht. Er hat das Gelübde erfüllt, froh und freudig nach Gebühr. Der Stein war ursprünglich der Sockel eines Standbildes des "genio navtarum", welches aber leider nicht gefunden wurde. Der Name des Ortes ist uns von einem Weihestein bekannt, welcher 1579 von Simon Studion in einem alten Weinkeller in Benningen gefunden wurde:
IN H(onorem) D(omus) D(ivinae) / VOLKANO / SACRVM / VICANI / MVRREN / SES V(otum) V(olverunt) L(ibentes) M(erito)
Übersetzung: Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses dem Vulkanus geweiht. Die Bewohner des Dorfes an der Murr haben ihr Gelübde eingelöst freudig nach Gebühr." 
Die letzten Untersuchungen, welche hier stattfanden wurden im Zuge des Neubaus der naheliegenden Bundesstrasse durchgeführt. Bei den Untersuchungen wurde ein 14 m x 8,5 m grosses Gebäude festgestellt, in dessen unmittelbarer Nähe sich fünf Töpferöfen und ein Ziegelbrennofen befanden. Im Zuge der Ausgrabungen wurde auch ein, auf steinernen Pfeilern errichtetes Gebäude gefunden, welches zur Flussseite hin offen war. Man nimmt an, dass es sich hier um eine kleine Schiffswerft oder einen kleinen Hafen gehandelt hat. 

Weihestein der "vicani murrenses" ( Kopie )

Anfahrt: Am Besten zu erreichen über die Kreisstrasse 1609, welche direkt durch den Ort führt. An der "Blattert-Kreuzung" nach Süden in die Brückenstrasse biegen. Am Ende der Strasse befindet sich die Informationsanlage. Parkplätze vorhanden.