Römischer Keller in Sulz am Neckar

Allgemein: Nachdem schon lange eine römische Ansiedlung im Gewann "Guldenhalde" vermutet wurde, begannen erste Untersuchungen durch den, damals neu gegründeten, Altertumsverein Sulz in den Jahren  1890 und 1891. Bei diesen Grabungen wurden zwei Wehrtürme und ein Teil der Mauer, sowie einige Mauerzüge von den, dahinter liegenden, Gebäuden aufgedeckt. Die Reichslimeskommission begann daraufhin ihre Untersuchungen im Jahr 1895 unter der Leitung des Streckenkommissars Dr. R. Herzog. Die Forschungen beschränkten sich nur auf das Kastellgelände, von einer ausgedehnten Siedlung wusste man damals aber schon anhand von Untersuchungen durch Paulus d. Ä.
Weitreichende Forschungen im Kastelldorf wurden im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg in den Jahren 1967 - 1972 durchgeführt.

Kohortenkastell:  Das Kastell lag auf einer Anhöhe oberhalb des Neckartales und hatte die Aufgabe einen Knotenpunkt zweier bedeutender römischer Strassen zu überwachen. Die eine Strasse, von Rottweil kommend, vereinigte sich mit der Strasse, welche vom Kastell Lautlingen kam und der neue, gemeinsame, Strassenabschnitt führte dann weiter nach Rottenburg. Das Kastell hatte eine Gesamtfläche von 1,75 ha ( 113,9  m x 111,1 m x 157,5 m x 150,4 m ) und hatte eine rechteckige Form mit abgerundeten Ecken. Es wurden drei Tore gefunden, ein viertes war aber zweifelsfrei vorhanden. Ungewöhnlich ist die hohe Anzahl an Wehrtürmen. Ausser den acht Tortürmen, welche die Tore flankierten wurden zwanzig! Zwischentürme nachgewiesen. Die Stärke der Umfassungsmauer schwankt zwischen 1,0 m und 1,35 m, je nach Lage, da das Kastell, auf sehr unregelmässigem Untergrund erbaut wurde und somit an manchen Stellen stärker befestigt war um die Konstruktion abzustützen. Von den Innenbauten ist nicht viel bekannt. Teile des Stabsgebäude sowie der Mannschaftsbaracken wurden entdeckt. Das Kastell wurde, was Funde belegen, am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. , vermutlich während der Regierungszeit von Kaiser Vespasian, zuerst als Holz-Erde Konstrukt, später aus Stein erbaut und war nur sehr kurz, bis in den Beginn des zweiten Jahrhunderts n. Chr. in Betrieb. Über die hier stationierte Truppe gibt es allerdings keine verwertbaren Hinweise, sodass hier leider nur spekuliert werden kann. Man hat ein Inschriftenfragment gefunden, welche eine Cohors XX... nennt und man vermutet in sogenannten Fachkreisen, dass es sich hier um die Cohors XXIIII voluntariorum civium romanorum gehandelt hat.

Plan des Kastells Sulz ( Anklicken zum vergrößern )
Aus: Der obergerm.-raet. Limes des Roemerreiches, Kastell Sulz. Verlag Otto Petters, 1897.

Zivilsiedlung: Der Vicus reihte sich südlich des Kastells entlang der Strasse, welche von Rottweil kam, auf. Er bestand aus so genannten Streifenhäusern, also Gebäuden deren Vorderfront nach der Strasse ausgerichtet war.  Der römische Keller von Sulz war Bestandteil dieser Zivilsiedlung. Wie lange diese Ansiedlung bestand ist nicht genau gesichert, aber eine gewisse Zeit nach Aufgabe des Kastells muss sie weiter bestanden haben, da sich in den Gebäuderesten, Steine und andere Bauteile aus dem ehemaligen Kastell befanden. Auch der Keller, welcher restauriert in Sulz unter einem Schutzdach zu sehen ist, wird auf die Mitte des 2. Jahrhunderts, also kurz nach Aufgabe des Kastells datiert. Grosse Teile des Dorfes wurden gegen Ende des 2. Jahrhunderts zerstört, aber kurz danach wieder neu aufgebaut. Eine endgültige Aufgabe des Vicus wird gegen Mitte des 3. Jahrhunderts angenommen, da zu diesem Zeitpunkt die grossen Alamannenüberfälle stattfanden, welche das ganze rechtsrheinische Gebiet mit Plünderungen und Zerstörungen überzogen.
Während das Kastellgelände heute weitestgehend unbebaut ist, wurden weite Teile der Zivilsiedlung in moderner Zeit durch ein Neubaugebiet zerstört. Einzig der Keller konnte erhalten werden und wurde mit einem Schutzdach versehen. Vor dem Schutzbau steht die Nachbildung eines römischen Brunnens.

Anfahrt: Sulz ist am Besten über sie Autobahn A81 Stuttgart - Singen, Ausfahrt Sulz / Vöhringen zu erreichen. Man nimmt dann die Landesstrasse L409 in Richtung Sulz und fährt am Kreisverkehr geradeaus weiter. Der Keller liegt im Ortsteil Sulz-Kastell in einer kleinen Parkanlage. Eine Beschilderung mit Wegweisern ist vorhanden. Die Öffnungszeiten sind jeweils am ersten und letzten Samstag Mai - Oktober von 10 - 12 Uhr