Kastell Köngen

Allgemein: Schon im Jahr 1782 berichtete der Köngener Oberamtmann Johann Eberhard Roser an den Herzog Karl Eugen von Württemberg dass es in den " Bürg Äckern " von Köngen immer wieder zu Münzfunden und der Entdeckung von Mauerresten gekommen war. Daraufhin wurde Roser vom Herzog beauftragt in diesem Gebiet Grabungen anzustellen. Roser deckte im Verlauf der Grabung Teile des Vicus und einiger Strassen auf. Er grub auch im Gelände des Kastells, konnte die gemachten Funde aber nicht richtig zuordnen. Eduard von Kallee hatte als erster die Vermutung, dass es sich bei den, von ihm im Jahr 1885 freigelegten Mauern um ein Kastell handeln musste. Da die Fundamente des südwestlichen Eckturms und Teilen der Umfassungsmauer sich in hervorragendem Zustand befanden, wurden diese in den Jahren 1885 bis 1887 konserviert und teilweise wieder aufgebaut. Die Grabungen der Reichslimeskommission erfolgten dann im Jahr 1896 durch den Streckenkommisssar A. Mettler.  Die konservierte Südwestecke wurde im Jahr 1911 im Auftrag des schwäbischen Albvereins vollständig rekonstruiert und spiegelt grösstenteils den ursprünglichen Bauzustand wieder. Heute ist das ehemalige Kastellgelände ein archäologischer Park mit zugehörigem Museum. Zu sehen ist die rekonstruierte Südwestecke sowie Teile des Stabsgebäudes, eines Speichergebäudes und des Bades. Letztere sind aber nicht restauriert, sondern durch Steinplatten im Grundriss sichtbar gemacht. Die ehemalige Umfassungsmauer ist mit Erde zu einem Wall aufgeschüttet worden in dessen Inneren noch die Originalfundamente vorhanden, aber nicht sichtbar sind. Die Wege innerhalb des Parks decken sich übrigens mit den originalen Lagerstrassen von damals. Neben vielen Abgüssen von Reliefs, Weihesteinen aus gesamt Baden-Württemberg ist auch eine Nachbildung der Jupitergigantensäule von Walheim ausgestellt. In Museumsinneren findet man neben zahlreichen Informationen auch die Reste eines Zwischenturms der nordwestlichen Lagermauer. 

Die rekonstruierte Südwestecke von aussen.

Ansicht von Innen.
Kastell: Das Kastell Köngen ist das südlichste der Kastelle entlang des Neckarlimes. Es hatte die Form eines Rechteckes mit Seitenlängen von 160 m x 151 m, also eine Gesamtfläche von 2,4 ha. Das Lager besass vier Tore, alle hatten eine doppelte Durchfahrt und waren von je zwei Tortürmen geschützt. Zusätzlich fanden sich vier Ecktürme und zehn Zwischentürme ( deren Lage heute durch hohe Pappeln kenntlich gemacht ist ) sowie zwei Ringgräben ausserhalb des Lagers. Es lag militärisch sehr günstig, da man von der Anhöhe über dem Neckartal die Umgebung weithin einsehen konnte. Die Besatzung des Kastells wurde um 155 n. Chr. in das Kastell Lorch verlegt. Das Kastell hatte die Aufgabe den Neckarübergang der römischen Fernstrasse von Mainz nach Augsburg und die Neckartalstrasse zu sichern. Am rechten Lagertor war ausserdem der Beginn der antiken Strasse von Köngen nach Rottenburg.

Der Umriss des Bades.

Der Umriss des Stabsgebäudes.
Köngen in der Antike: Der antike Name von Köngen lautete Grinario und ist anhand von Inschriften bekannt: I(n) H(onorem) D(omus) D(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / platiae d[ex(trae)? / c(ives) ? Su]melocene(n)s(es) / vici Grinari(onis) / maceriam d(e) s(uo) p(osuerunt). Übers:  Zur Ehre des göttlichen ( Kaiser ) Hauses ( und ) Jupiter dem besten und größten rechts der Straße ( haben ) die sumelocenensischen Bürger des Dorfes Grinario die Umfassungsmauer auf eigene Kosten errichtet. Köngen war demnach Teil des "civitas sumelocenna", mit der Hauptstadt Rottenburg. Man nimmt an, dass der Name Grinario keltischen Ursprungs ist und von den Römern übernommen wurde. Die genaue Bedeutung ist allerdings unbekannt.

Modell des Kastells am Eingang zum Park.

Skulpturen und Teil der inneren Lagerringstrasse.
Anfahrt: In Köngen einfach der Beschilderung zum "Römerpark" folgen. Sehr gut ausgeschildert.