Das Mithräum von Güglingen

Allgemeines: Erste Ausgrabungen in Güglingen fanden schon im Jahr 1841 durch den damaligen Stadtpfarrer Karl Klunzinger statt, nachdem bei Feldarbeiten immer wieder römische Hinterlassenschaften gefunden wurden. Damals war man noch der Meinung es handele sich um einen ausgedehnten römischen Gutshof. Erst später setzte sich die Erkenntnis durch, dass es sich hier eher um eine ländliche Kleinstadt gehandelt haben muss. Bei den neuesten Untersuchungen, in den Jahren 1999 - 2005, deckte man einen grossen Teil des Vicus auf und fand über 30 Häuser, welche sich an einer Art Hauptstrasse aufreihten. Die Häuser waren zur Strasse hin mit einem überdachten Säulengang versehen, vermutlich um hier die verschiedensten Arten von Waren zu präsentieren. In  hinteren Teil folgten zunächst der eigentliche Ladenraum und eine Werkstatt, bevor man die,  im rückwärtigen Teil liegenden, Wohnräume betrat. Ein solches Handelshaus wurde in Walheim komplett freigelegt und ist dort zu besichtigen.  Erstaunlicherweise fand man in Güglingen gleich zwei Mithras Heiligtümer, was in so fern verwundert, da solche Kultstätten im süddeutschen Raum nur wenige gefunden wurden, hier aber gleich zwei davon. Da fast das ganze Areal durch ein Gewerbegebiet überbaut wurde, entschloss man sich einen der beiden Tempel zu restaurieren um so wenigstens ein kleines "Andenken" an die römische Vergangenheit zu behalten.

Zum Mithräum: Das Mithräum wurde bereits im Jahre 2002 am Rande des neu entstandenen Gewerbegebietes entdeckt. Es besitzt eine Gesamtgrösse von 14 m x 5,5 m. Man betrat das Heiligtum durch einen kleinen Vorraum ( 5 m x 5 m ) und nahm als Besucher links und rechts auf den Podesten platz, welche die eigentliche Kulthöhle säumten. Ob sich auch hier eine offene Vorhalle befand, wie in Mundelsheim, ist nicht bekannt. Das kleine Mithräum fiel wahrscheinlich einen Brand zum Opfer.

Ansicht des Bauzustandes im Januar 2007.

Von der Stirnseite zum Eingang hin gesehen.
Funde: Die Funde, welche im Bereich des Vicus gemacht wurden, werden im neuen Römermuseum in Güglingen, dem ehemaligen alten Rathaus, ausgestellt, welches Ende 2007 eröffnet wurde. Hervorzuheben sind mehrere Reliefs, welche die Felsgeburt Mithras´ zeigen, sowie zwei von Cautes und Cautopates, den Helfern des Mithras. Des weiteren wurden verschiedene Öllampen, Terra sigillata Scherben, sowie zwei eiserne Schwerter gefunden.

Endgültige Rekonstruktion im Jahr 2010.

Rekonstruktion zweier weiterer Gebäude.
Weitere Ausgrabungen finden kontinuierlich statt, da das Industriegebiet sich weiter ausdehnt und bei Fundamentarbeiten immer wieder die Reste eines oder mehrerer antiker Häuser zutage treten. Das Bild unten zeigt einen Teil einer Ausgrabung im November 2010.

 Anfahrt: In Güglingen am Kreisverkehr im Ortskern, die Abfahrt zum Industriegebiet "Ochsenwiesen" nehmen. Nach ca. 300 Metern liegt das Gebäude in einem kleinen freien Gelände, rechts neben der Strassenkurve.