Ostkastell Welzheim

Allgemein: Hier in Welzheim, liegt das Ende der 80 Kilometer langen schnurgeraden Limeslinie. Hier standen zur damaligen Zeit zwei, gleichzeitig genutzte Kastelle. Das große Westkastell beherbergte eine Reitereinheit, während das kleinere Ostkastell einen Numerus und Kundschafter beherbergte. Zwischen den beiden Kastell, die durch eine Strasse miteinander verbunden waren, lag das Kastelldorf. Die erste Erwähnung eines Kastells in Welzheim geht auf das Jahr 1790 zurück. Damals vermutete der Pfarrer H. Prescher als erster, anhand von häufigen Münzfunden,  dass sich auf der "Bürg" ein römischer Stützpunkt befunden haben müsse. Ein Teil der Fundstücke wurde von Prescher im Jahr 1818 in den "historischen Blättern" veröffentlicht.  Die ersten ernsthaften Untersuchungen fanden im Jahr 1886 unter der Leitung von K. Miller statt. Miller stellte die Lage des Kastells durch Schnittgrabungen fest und berichtete damals schon über den außergewöhnlichen Standort, nämlich 140 m außerhalb des Limeswalls. Die Reichslimeskommission führte ihre Grabungen dann im Herbst des Jahres 1894, unter der Leitung des Streckenkommissars A. Metteler, durch.

Das rekonstruierte Westtor ( porta decumana ).

Innenansicht des Tores.
Ostkastell: Das Kastell besitzt eine Gesamtfläche von 1,3 ha. Die Länge der Nordseite beträgt 130 m, die Südseite 136 m und die beiden übrigen Seiten jeweils 123 m. Laut Inschriften auf einem Votivstein, der im Badegebäude des Kastells gefunden wurde, war hier ein Numerus Brittonum ( ca 150 Mann stark ) und Kundschafter, so genannte Exploratores, stationiert. Vom Westtor waren nur noch die untersten Lagen des Fundamentes erhalten. Man entschloss sich daher, alles abzutragen und mit den Steinen, die man im Wehrgraben fand, das Tor, in Anlehnung an Funde, die in benachbarten Kastellen gemacht wurden, wieder aufzubauen. Der Innenraum des Kastells beherbergt heute einen archäologischen Park mit Nachbildungen von Statuen und Reliefs, die am obergermanischen Limes gefunden wurden. Innerhalb des Kastellgeländes sind die Umrisse des Badegebäudes mit Steinplatten nachempfunden. Ungewöhnlich, dass das Kastellbad innerhalb der Wehrmauern lag. Dies hängt wahrscheinlich mit der Lage des Kastells ausserhalb des Limes zusammen. 100 Meter entfernt vom Ostkastell wurde Anfang der 60er Jahre, bei Bau eines Sportplatzes ein römischer Friedhof mit 162 Gräbern gefunden. 1979 wurde dann eine Rettungsgrabung durch das Landesdenkmalamt Baden- Württemberg durchgeführt, da das Gräberfeld durch eine Sporthalle überbaut wurde.

Blick auf den Wehrturm in der südwestlichen Kastellecke.

Das südliche Tor. Im Hintergrund, der archäologische Park.
Westkastell: Mit einer Ausdehnung von 236 m Länge und 181 m Breite, also einer Grundfläche von 4,3 ha, eins der größten Kastelle am obergermanischen Limes. Als Besatzung diente wahrscheinlich die Ala I Scubulorum, eine Reitereinheit, welche vorher im Kastell Cannstatt bei Stuttgart stationiert war. Leider ist vom Westkastell, ebenso wie vom Kastell Cannstatt, heute nichts mehr zu sehen.

Der rekonstruierte Brunnen.

Eine Kopie des Mithrasreliefs aus Osterburken.

Anfahrt zum Ostkastell: In Welzheim sehr gut beschildert.