Kohortenkastell Großkrotzenburg

Allgemein: Die Lage des Kastells war aufgrund der vielen, noch gut erhaltenen Mauerreste schon im Mittelalter bekannt, doch die ersten archäologischen Untersuchungen fanden erst im Jahr 1881 durch den damaligen Hanauer Geschichtsverein statt. Die Reichslimeskommission erforschte das Kastell dann im Jahr 1893 unter der Leitung von Streckenkommissar Georg Wolff. Aufgrund der dichten Bebauung konnten nur Teile der Umwehrung und des Stabsgebäudes entdeckt werden. In den Jahren 1883 und 1903 wurden bei Baggerarbeiten im Main, die hölzernen Fundamente einer Mainbrücke gefunden und die letzten Untersuchungen fanden bei Baumaßnahmen im Jahr 2001 statt. Zu dieser Zeit untersuchte man einen Teil des Gebietes zwischen Kastell und Limes.
Heute bestimmt das damalige Kastell immer noch den Ortskern von Großkrotzenburg. Die heutige Kirchstrasse deckt sich exakt mit der damaligen "via principalis" des Kastells, welche die beiden Seitentore miteinander verband. Und auch die heutige Breite Strasse und die Sackgasse sind durch die ehemaligen Lagerstrassen ( "via praetoria" und "via decumana" ) beeinflusst.

Südwestlicher Eckturm.

Torturm der "porta decumana".
Kastell: Das Kastell, dem bis heute noch kein Vorgängerbau nachgewiesen werden konnte, welcher aber stark vermutet wird, hatte eine Gesamtfläche von 2,1 ha ( 123 m x 175 m ), was dem Maßen eines typischen römischen Kohortenkastells entspricht. Zwei parallel verlaufende Ringgräben umgaben das Kastell auf drei Seiten, nur auf der Seite, welche dem Main zugewandt war, konnten keine Gräben festgestellt werden. Das Kastell besaß vier Tore, davon eins mit doppelter Durchfahrt. Alle Tore waren von Tortürmen flankiert, an Ecktürmen konnte aber nur der südwestliche gefunden worden, aber die weiteren drei sind stark anzunehmen. Seiten- bzw. Zwischentürme konnten keine nachgewiesen werden. Als stationierte Einheit wird die "cohors IIII vindelicorum" anhand von Ziegelfunden angenommen. Es wurde auch eine Ziegelei in der Nähe des Kastells gefunden, welche Ziegel mit dem Stempel dieser Kohorte herstelle. Gerade die unmittelbare Nähe zum Main dürfte den Standort für die Ziegelei bestimmt haben, konnten doch die Ziegel über den Main bequem verschifft werden. Man fand diese Ziegel an verschiedensten Orten entlang des Limes und so ist mit ziemlicher Sicherheit hier in Großkrotzenburg eine Hauptproduktionsstätte für Ziegel zu sehen. Vom Kastell selber ist heute, trotz der intensiven Überbauung, noch überdurchschnittlich viel zu sehen. Der südwestliche Eckturm, welcher noch am deutlichsten sichtbar ist, besteht aber leider nur noch im Fundament aus römischen Tagen, der gesamte Aufbau stammt aus mittelalterlicher Zeit und wurde in jüngerer Zeit als Gefängnis benutzt. Teile der mittelalterlichen Stadtmauer, welche an den Turm nach Osten hin anschließt stammen ebenfalls aus römischer Zeit, können aber auch hier von den mittelalterlichen Aufbauten kaum unterschieden werden. Lediglich ein kleiner Mauerrest, der so genannte "Stolperstein" am östlichen Rand des Kirchengeländes ist noch original antik und war Teil der Mauer eines der Tortürme. Teile des westlichen Tores, genauer gesagt, das aufgehende Fundament des südlichen Torturmes der "porta decumana" wurden in späterer Zeit ebenfalls rekonstruiert.

Teil der Stadtmauer mit römischem Ursprung.

Der "Stolperstein", Teil der originalen Tormauer.
Anfahrt: Das Kastellgelände liegt in der Ortsmitte von Großkrotzenburg und ist sehr gut ausgeschildert. Parkplätze befinden sich in der Breiten Straße, nahe der Kirche.