Römische Badruine Weinsberg

Allgemein: Beim Pflanzen eines Baumes stiess man im Jahre 1906 zufällig auf die Reste einer römischen Badruine. Das Objekt wurde daraufhin unter der Leitung von Alfred Schliz ausgegraben. Nachfolgende Ausgrabungen erfolgten erst wieder im Jahre 1977, wobei weitere Teile des dazugehörigen Gutshofes aufgedeckt werden konnten, welche heute aber teilweise überbaut sind. Die Restaurierung fand ebenfalls im Jahre 1977 statt und wurde durch die Stadt Weinsberg durchgeführt. Gegründet wurde der Gutshof vermutlich um 150 n. Chr. Die Errichtung fällt somit in die Zeit, als unter Kaiser Antoninus Pius der Neckarlimes aufgegeben wurde und die dort stationierten Truppen an das neu entstandene Teilstück des Limes zwischen Miltenberg und Lorch umzogen. Der Hof lag somit in direkter Nähe zur neu entstandenen Römerstrasse zwischen Böckingen und Öhringen. Von dieser Strasse ist heute im Gelände nur noch wenig bis gar nichts sichtbar. Sie lässt sich nur noch anhand von Geländeformen vage vermuten. Der Gutshof bestand mindestens bis zum Fall des Limes um 250 n. Chr., wenn nicht sogar länger, da hier die Verwüstungen durch die Alamannen erwiesenermaßen nicht ganz so heftig waren, wie zum Beispiel am rätischen Limes. Welche Waren hier damals angebaut wurden, lässt sich nicht exakt deuten. Der Weinanbau wird aber sicher einen Schwerpunkt gebildet haben. Die Funde aus dem Gutshof sind nicht, wie öfter zu hören ist, im Weinsberger Museum ausgestellt. Dort befindet sich einzig, eine Kopie der Statue der Göttin Fortuna balinearis, welche im Vorraum des Bades gefunden wurde. Das kleine Badegebäude ist insofern wichtig, da es auf kleinstem Raum, alle typischen Merkmale eines Badehauses der damaligen Zeit vereint und zum Zeitpunkt der ersten Ausgrabung noch viele Originalteile wie zum Beispiel die kupfernen Abwasserrohre erhalten waren. Da der Gutshof im Mittelalter als Steinbruch benutzt wurde, waren grosse Stellen der Gebäudemauern aber schon weitestgehend abgetragen. Vom ehemaligen Haupthaus sind nur noch zwei Räume restauriert, einer davon mit Fussbodenheizung. Etwas weiter nördlich, ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Römerstrasse, im Weinsberger Stadtteil Weissenhof, wurde im Jahr 1906 ein Votivrelief mit dem Abbild der Göttin Minerva gefunden, welches heute im Lapidarium in Stuttgart ausgestellt ist. 3 km nordwestlich von hier, am Fuss des Wartberges hat man ein weiteres kleines Badegebäude gefunden und freigelegt. Es gehörte zu einem weiteren Gutshof, dessen andere Gebäude nicht mehr auffindbar waren. Leider wurde das Bad Opfer der Erweiterung der naheliegenden Müllkippe.

Ansicht auf das Badehaus mit Schutzdach.

Reste einer Säule des Verbindungsganges.

Aufbau: Man betrat das Bad durch den Säulengang, der vom Haupthaus in Richtung Badeanlage führte. Der erste Raum ist als Auskleideraum ( apodyterium ) zu deuten. Direkt links befand sich ein Kaltwasserbecken ( frigidarium ). Hier, im Auskleideraum wurde auch die Statue der Göttin Fortuna balinearis gefunden, die warscheinlich hier aufgestellt war. Direkt rechts vom Eingang befindet sich die Toilette. Hatte man sich ausgekleidet und ging man in den nächsten Raum rechts, so betrat man den Warmluftraum. Hier befand sich, sowie auch in den nachfolgenden Räumen, eine Fussbodenheizung ( hypocaustum ). Als nächstes begab man sich in den Raum mit einem Warmwasserbecken, woran sich auch eine Sauna ( sudatorium ) und noch ein weiterer Baderaum anschlossen. In diesem Bereich fand sich, neben einer Fussbodenheizung, auch eine Wandheizung. Der Heizraum schloss sich direkt nördlich an die Sauna an. Von hier aus wurde die Warmluft über Rohre zur Fussboden- und Wandheizung geleitet. Direkt an die Sauna war noch eine kleine Nische, vermutlich mit einem kleinen Wasserbecken angebaut.

Blick auf das Warmwasserbecken ( caldarium ).
Sehr schön ist auch die Fussbodenheizung ( hypocaustum ) zu sehen.

Vorne links, der Auskleideraum, rechts der Warmluftraum. Geradeaus, das Warmwasserbecken und hinten rechts die Sauna.

Anfahrt: Befindet sich in der Leiblingstrasse, gegenüber der Feuerwehr und direkt am Fusse der Burgruine Weibertreu. Vom Ortskern Richtung Heilbronn fahren und nach 500 Metern links ( beschildert ). Das Museum befindet sich im Rathaus im Ortskern. Das Gelände der Badruine ist ganzjährig geöffnet und für jedermann kostenlos zu besichtigen.

Die Statue der Göttin Fortuna balinearis, im Weinsberger Museum. ( Kopie )